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1. Bd. 2 - S. 150

1854 - Leipzig : Engelmann
150 Das siebenzehnte Jahrhundert. gewesen als je. Aber Ferdinands religiöse Befangenheit stand einer großartigen Politik im Wege. Sein Sieg sollte zugleich der Triumph des Katholicismus über die ausgeschiedenen Confessionen sein, darum wurden in Böhmen und Obstreich die Gewaltschritte gegen die Ketzer immer harter und nur schleunige Flucht mit Verlust der Habe vermochte den standhaften Protestanten vor dem Besuche der Messe zu retten. Aehnlich verfuhr Maximilian in der ihm vom Kaiser zuerst als Lehn, dann erb- und eigenthümlich überwiesenen Oberpfalz, und selbst in demtheil der Unterpfalz, der als Kostenersatz ihm einstweilen zugetheilt wor- den, trieben die Jesuiten ihr Bekehrungswerk. Dem Norden drohte ein ähnliches Verfahren, seitdem Wallenstcin durch kaiserliche Belehnung das Herzog- thum Mecklenburg erhalten und dasselbe nun durch Eroberung der p om- ni er sch en Ostküste zu erweitern trachtete. Das Beispiel des Herzogs von Pommern, der sein Land den verheerenden Truppen des Friedlanders einrau- men mußte und des dem Kaiser bisher treuergebenen Kurfürsten von Branden- burg, in dessen Staaten ebenfalls kaiserliche Besatzung gelegt wurde, schreckte alle protestantischen Fürsten. Und als nun gar Wallen stein Anstalten traf, an dem baltischen Meer eine deutsche Seemacht zu gründen, um die Feinde des Kaisers vom Ostseehandel auszuschließen, da geriethen nicht nur die Hanseaten und alle Ostsee - Staaten, sondern auch die Niederländer und Engländer in die größte Besorgniß. §. 571. Das Restitutionsedikt und Wallensteins Ab- setzung. In dieser Noth gab Stralsund ein erhebendes Beispiel von Vaterlandsliebe und Heldenmuth. Standhaft weigerte sich die Bürgerschaft, friedländische Besatzung in ihre Mauern aufzunehmen. Da rückte Wallen- stein mit seinen furchtbaren Kriegsschaaren vor die Stadt und schwur, sie zu erobern, wäre sie auch mit Ketten an den Himmel gebunden. Aber alle Stürme scheiterten an der festen Lage und an dem Heldenmuth der Bürger- schaft, die geschworen hatte, Gut und Blut hinzugeben für die Erhaltung der Religion und der alten Rechte und Freiheiten. Von Dänemark und Schweden unterstützt, trotzte Stralsund zehn Wochen lang allen Stürmen; 12,000 Menschen opferte der kaiserliche Feldherr umsonst. Das Beispiel Stralsunds wirkte ermuthigend auf Magdeburg. Im März erließ der 1629^ Kasser auf Antrieb der geistlichen Kurfürsten und im Vertrauen auf die errungene Uebermacht das Restitutionsedikt, kraft dessen alle seit dem Passauer Vertrag (§. 494.) ungezogenen Stiftungen und geistlichen Güter der katholischen Kirche zurückgestellt, die Calvinisten vom Religionsfrieden ausgeschlossen und katholische Stande an der Bekehrung ihrer Unterthanen nicht gehindert werden sollten. Dieses Edikt, das drei Erzbisthümer, 15 Bisthümer und fast alle norddeutschen Stifter und Abteien ihren derma- ligen Besitzern zu entreißen drohte, verlängerte den unseligen Krieg, indem es den Kaiser nöthigte, die Heere unter den Waffen zu halten, um der Voll- streckung Nachdruck zu geben. Die Beschwerden der Stände blieben unbeach- tet; wo die Katholischen die Oberhand hatten, nahmen sie Besitz von den geistlichen Gütern; ein betäubender Schrecken erfaßte das protestantische Deutschland. Da widersetzte sich Magdeburg, dessen Bürgerschaft einst

2. Bd. 2 - S. 194

1854 - Leipzig : Engelmann
4. Dccbr. 1642. 14. Mai 16415. 194 Das siebenzehnte Jahrhundert. oder die den bestehenden Rechten zu nahe traten, in ihre Gesetzregister einzutragen, was zur Folge hatte, daß die Unterbeamten in den Provinzen dieselben nicht vollzogen. Nur wenn der König selbst den Sitzungen beiwohnte (lit de justice), mußte jede Widerrede verstummen. Da die Beamtenstellen um hohe Summen gekauft wurden und gegen eine jährliche Abgabe, Paulette, in den Familien erblich blieben, so hatten Alle gleiches Interesse, daß die Rechte jedes Einzelnen sorgfältig geachtet wurden. Die Parlamente theilten mit dem Königthum den Vorzug der Souveränetät. Dieser Beamtenmacht trat Richelieu energisch entgegen. Die Parlamente mußten Abbitte thun, wenn ihre Einwendungen ungeeignet oder vermessen schie- nen; durch Einführung von Intendanten, die blos vom Minister abhingen, schwachteer die Gewalt der Provinzialbeamten und durch Aufstellung außer- ordentlicher Gerichtshöfe für politische Vergehungen minderte er den Geschaftskreis der Parlamentsgerichte. „So machte Richelieu aus allen bösen Bestrebungen und Thorheiten der Parteien in Frankreich, aus der Schwache des deutschen Reichs und der Unfähigkeit Spaniens gleichsam ein Kapital, das er zu den Zwecken der königlichen Unumschranktheit gebrauchte. Er war ein Absolutist ganz nach Macchiavelli's Sinn, dessen persönliche Leidenschaften sich mit denen für das Staatsinteresse verschinolzen, dem man seine grausame Harte verzieh, weil er dem Staate nach Außen eine nie besessene Macht gab, dessen Bestrebun- gen, weil sie dem Staate förderlich und in rücksichtsloser Consequenz verfolgt wurden, von stets treuem Glück begleitet waren." — Auch als Gesetzgeber der französischen Literatur trat Richelieu auf, indem er durch Gründung der aus 40 Mitgliedern bestehenden fra n z ö si sch e n A k a d em i e einen obersten Gerichtshof des Geschmacks und der Sprache aufzustellen suchte. Aber im Gebiete der freien Wissenschaft war sein despotischer Geist nicht zum Heile. tz. 610. Mazarin und die Fronde. Im Jahr 1642 starb Ri ch e- lieu, gehaßt und gefürchtet von König und Volk, aber bewundert von Mit- und Nachwelt, die Geißel der Großen und der Unterdrücker aller Be- vorrechteten. Ludwig Xiii., ein Fürst ohne große Tugenden und Laster, abhängig von Jedem, der sich seine Gunst zu erwerben oder sich ihm furcht- .bar zu machen wußte, folgte ihm bald nach. Sein letzter Wille übergab die Regierung während seines Sohnes Minderjährigkeit einem Regentschafts- rathe, worin die Königin Anna von Oestreich, eine Schwester Phi- lipps Iv. von Spanien, nur eine untergeordnete Stelle einnahm, und der Italiener Mazarin, der Erbe von Richelieu's Amt und Staatsgrundsätzen, lenkendes Haupt war. Aber Anna war bisher die Stütze und Hoffnung des Adels gewesen; von ihrer Hand erwartete er die verlorne Macht wieder, so wie anderseits die Parlamente auch ihr gebrochenes Ansehen unter der weib- lichen Regierung wieder fester zu begründen hofften. Beide waren daher einer Verwaltung feind, die Richelieu's Grundsätze befolgen wollte, und es gelang ohne Mühe einer Partei von Edelleuten, die man die Wichtigen nannte, und an deren Spitze der junge Herzog von Beauford stand, das Testament Ludwigs Xiii. bei dem Parlamente für nichtig erklären zu lassen und die Regentschaft einzig den Händen der Königin anzuvertrauen. Anna war jedoch nicht Willens, die Schranken der Königsmacht, die Richelieu

3. Bd. 2 - S. 196

1854 - Leipzig : Engelmann
1651. 1653. 1655. 7. Nov. 1659. 9. März 1661. 196 Das siebenzehnte Jahrhundert. Zeit zu verlassen. Aber Mazarin besaß die unwandelbare Gunst der Königin, obwohl er an Festigkeit des Charakters und an unbeugsamer Willenskraft weit unter Richelieu stand und ihm nur glich an listigem und ränkevollem Geiste und an falscher Gemüthsart. Jetzt beherrschte er von Köln aus Frankreich eben so wie vorher in Paris und machte endlich Anstalten, mit bewaffneter Hand nach der Hauptstadt zurückzukehren. Da setzte das Parlament einen Preis auf seinen Kopf und der große Conde, von Neuem mit mißtrauischem Auge betrachtet und in sei- ner Freiheit bedroht, schloß sich an die Fronde an und erhob die Fahne des Bür- gerkriegs zu derselben Zeit als der junge Ludwig Xiv. die Jahre der königlichen Mündigkeit erreicht hatte und man die Regierung in seinem Namen zu führen ansing. Ein heftiger Kampf erhob sich. Conde, gegen die Feinde des Vaterlands stets Sieger, mußte nach dem Treffen in der Vorstadt St. Antoine vor den von Türenne geführten Truppen des Hofes nach dem Süden entweichen. Sein Bund mit Spanien, das noch immer mit Frankreich im Krieg war, brachte ihn vollends um alles Ansehen. Mazarin kehrte triumphirend zurück. An den Thoren der Hauptstadt empfing ihn der König und der junge Adel. Mazarins feierlicher Einzug in Paris war das Signal, daß die absolute Königsmacht gesiegt habe und daß der Wille des Monarchen fürder als Ge- setz gelte. Noch sechs Jahre genoß der Minister in Frankreich und Europa eines Ansehens, wie es kaum Richelieu besessen, der Kardinal von Retz mußte sein Vaterland meiden, nachdem er zuvor im Kerker von Vincennes für sein unruhiges Treiben gebüßt; Conde mußte sich arm und unglücklich bei den Spaniern herumtreiben, bis seines Herrn Gnade ihm die Rückkehr und den Wiederbesitz seiner Güter gewährte; Mazarin's Nichten, Italiene- rinnen ohne Stand und Namen, wurden mit den Reichthümern Frankreichs ausgestattet und von den ersten Edelleuten, ja von einem Prinzen von Geblüt (Conti) als Gemahlinnen gesucht, und die Mitglieder des Parlaments fügten sich ohne Widerrede den höhern Weisungen, seitdem Ludwig in Stiefeln und Reitpeitsche vor ihnen erschienen war und drohend Gehorsam verlangt hatte. Nunmehr konnte Ludwigxiv. den Grundsatz geltend machen: „der Staat bin ich" (l’état c’est moi). — Der Pyrenätsche Friede mit Spanien war Mazarin's letztes Werk. Frankreich erhielt dadurch im Norden Artois und mehrere Plätze in Flandern und Luxemburg, im Süden Perpignan und Roussillon, Ludwig Xiv. aber die Hand der Infantin. Bald darauf starb der Minister mit Hinterlassung eines unermeßlichen Vermögens und herr- licher Paläste und Gärten. Sein Tod trat in dem Augenblick ein, wo Lud- wig seiner überdrüssig zu werden ansing und sich sehnte, die Zügel der Herr- schaft in die eigene starke Hand zu nehmen.

4. Bd. 2 - S. 257

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustande. 257 rakter, wenngleich von liebenswürdigem Wesen, erlangte nach Entsagung aller Ansprüche auf Polens machtlose Krone die seiner Gemüthsart weit ent- sprechendere Herrschaft über das Herzogthum Lothringen. Um Frankreichs Beitritt zur pra g mati sch en S a n cti o n zu erlangen, willigte Karl Vi. in die höchstnachtheiligen Friedensbedingungen, wornach Franz Stephan, Herzog von Lothringen, des Kaisers Schwiegersohn, sein Erbland gegen das durch das Erlöschen des Mediceischen Hauses erledigte Toskana ver- 1737- tauschte, Lothringen und Bar dagegen an Stanislaus und nach dessen Tod an Frankreich kam, und Neapel und Sicilien als Königreich dem spanischen Prinzen Don Carlos (§. 638.) überlassen wurde. Noch 29 Jahre regierte hierauf Stanislaus, der Gönner der Jesuiten, mit dem Titel eines Königs in Lüneville und Nancy, geliebt und geehrt von seinen Unterthanen, ein Wohlthäter der Armen, ein Beförderer der Künste und Wissenschaften, ein Verschö- nerer der lothringischen Städte. Polen dagegen ging unter Friedrich August Iii. seiner völligen Auflösung entgegen. Der sogenannte P acificationsreichstag erklärte jeden für infam oder vogelsrei, der fremde (also auch sächsische) Heere ohne besondere Be- willigung der Republik in's Königreich führen würde und verschärfte aus Besorgniß, der König möchte für den Glauben seiner Jugend noch einige Neigung haben, die harten Dissiden tengesetze. „Kaum sollte man überhaupt ein Regentenleben dieser Art, wie 1736. König Augusts Iii. war, eine Regierung nennen; denn der regiert doch nicht, der blos durch sein körperliches Dasein wirkt? Mißhclligkeiten der großen Familien arteten unter ihm bis zu wahren Fehden aus. Die roheste Uncultur des Mittelalters herrschte unter dem allgemeinen Haufen der Nation, und die Großen, deren einzige Cultur oft kaum nur aus Reisen nach Frankreich entsprang, konnten selten Patriotismus oder wahren Charakter haben, denn wie sollte Patriotismus oder kraftvoller Geistescharakter bei der Erziehung entstehen, die sie gewöhnlich genossen; oder bei der eitlen, unthätigen, schwelgerischen Lebensart sich erhalten, die unter den Edelsten ihrer Art fast allgemein herrschend war?" Da der König und sein Minister Brühl sclavisch um Rußlands Gunst buhlten, so wurde der Einfluß dieses drohenden Nachbarstaates immer mächtiger. §. 653. 4) Preußen. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst Kurfürst von Brandenburg, gab seinen Staaten einen mächtigen Aufschwung, theils in-Wilhelm dem er die getrennten, seit dem Anfänge des 17. Jahrhunderts dem kurfürstlichen 164°-88- Hause zugefallenen Landestheile Preußen und Cleve (§. 563.) mit dem Hauptland in nähere Verbindung brachte und zu einem zusammenwirkenden Ganzen umschus, theils indem er Einwanderungen aus gebildeten Landern in die durch den 30jährigen Krieg verödeten Provinzen begünstigte (französische Hugue- notten) und der Gewerbthatigkeit und den Künsten des Friedens kräftig aufhals, theils durch Bildung einer bedeutenden Kriegsmacht, womit er dem Lande eine unabhängige, selbständige Stellung erkämpfte. Auf diesen einsichtsvollen, kräftigen und besonnenen Fürsten folgte sein prachtliebender Sohn, Kurfürst Friedrich Iii., dem der äußere Glanz, womit Ludwig Xiv. den Hof von Ver-F^rich sailles umgeben, als der höchste Triumph irdischer Majestät erschien. Er setzte Ih- d-) daher den größten Werth auf eine prunkvolle Hofhaltung; eine verschwenderische im- Pracht in Kutschen, Marställen, Garderobe u. dgl., glänzende Feste und cere- monielle Feierlichkeiten gingen ihm über alles. Mit Neid sah er aus die Kurfür- sten von Hannover und Sachsen, denen das in seinen Augen unschätzbare Gut einer Königskrone zu Theil geworden, und wie groß war seine Freude, Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 17

5. Bd. 2 - S. 268

1854 - Leipzig : Engelmann
268 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. in den 70er und 80er Jahren wirkte wohlthatig auf Handel, Gewerbsamkeit und Ackerbau; die regsamen, häuslichen und sparsamen Bewohner der Städte und Dörfer gelangten wieder zu Glück, Wohlstand 'und Zufriedenheit. — Hannover. Während dieser Friedenszeiten nahm auch in Hannover der materielle Wohl- stand zu. Die Abhängigkeit von England gereichte dem Lande nicht zum Nach- theil, indem die englischen Könige ihr deutsches Stammland stets mit einiger Vorliebe behandelten und ihm von ihrem Ueberfluß manches zuwendeten. Die unter Georg Ii. gegründete Universität Göttingen (1737) war eine weithin strahlende Leuchte in Norddeutschland. — Für das Aufblühen der Kunst und Literatur, für das Wachsthum der Bildung und Wistenschaft waren die deut- schen Residenzstädte und die zahlreichen Fürstenhöfe, namentlich in der zweiten Halste des 18. Jahrhunderts, höchst förderlich; wäre nur dieser hohe Bildungs- grad und Literaturblüthe ein genügender Ersatz gewesen für die Verarmung des Volks, für dieabnahme der Charakterstärke, der Thatkraft und der männlichen Tugend und für den Untergang aller politischen Freiheit, alles öffentlichen Le- bens, aller praktischen Volksthatigkeit. :r. Der östreichische Erbfolgekrieg £4-50—494s. 1714. 1716. 1717. 21. Juli 1718. §.657. Karls Vi. Türkenkrieg e. Kaiser Karl Vi. warein gut- müthiger, aber in keiner Weise bedeutender Fürst, der die im Anfänge seiner Regierung errungene Vergrößerung der östreichischenmonarchie in seinen spa- tern Jahren durch nachtheilige Friedensschlüsse und Vertrage theilweise wieder einbüßte. Kaum war der spanische Erbfolgekrieg zu Ende, so brach diepforte den Carlowitzer Frieden (§. 620.) und entriß, im Einverständniß mit den über den religiösen und materiellen Druck der venetianischen Herrschaft empörten Griechen, jenem reichen und harten Handelsstaate den Peloponnes (Morea) wieder. Oestreich, zur Gewährleistung jenes Friedens verpflichtet und für seine eigenen Erwerbungen besorgt, schloß mit den Venetianern ein Bündniß. Dies benutzten die durch das Waffenglück in Griechenland über- müthigen Osmanen zur Kriegserklärung an Oestreich. Aber auch diesmal behielten die kaiserlichen Heere die Oberhand. Eugens glänzende Siege bei Peterwardein und Belgrad zwangen diepforte zu dem nachtheiligen Frieden von Passarowitz, worin sie zwar im Besitz des eroberten Pe- loponneses blieb, aber an Oestreich Temeswar, die Walachei bis zur Aluta und Belgrad nebst einem beträchtlichen Stücke von Bosnien und Servien abtreten mußte, so daß jetzt Nissa, Widdin, Nikopoli und Sophia die Grenzfestungen des osmanischen Reichs gegen Ungarn bildeten. Der Sultan überzeugte sich, daß das türkische Kriegswesen dem durch neue Erfindungen stets verbesserten und ausgebildeten europäischen nicht mehr ge- wachsen wäre und suchte mit Hülfe des tapfern, aus Frankreich und Oestreich verwiesenen, in Konstantinopel zum Islam übergetretenen Abenteurers Bonne- val (Achmet Pascha) Heerwesen und Artillerie nach europäischem Muster umzu- gestalten. Aber diese Neuerung, verbunden mit einer Verkaufssteuer (Accis), erzeugte einen gefährlichen Aufstand der Janitscharen, durch den die Abschaffung

6. Bd. 2 - S. 233

1854 - Leipzig : Engelmann
233 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Schlacht von Malplaquet (unweit Doornik), wo 33,000 Leichen die Wahlftatt deckten, verlor Frankreich mehr Leute als bei irgend einer frühern Niederlage und würde den Frieden unter jeder Bedingung haben annehmen müssen, hatte nicht das göttliche Strafgericht (Nemesis) nunmehr auch den Uebermuth der Andern züchtigen wollen, auf daß der Mensch Mäßigung lerne! §. 636. Umschwung und Friedensschlüsse. Ein Streit der stolzen herrschsüchtigen Gemahlin Marlborough's mit der Königin Anna und eine daran geknüpfte Kabale hatte die Ausschließung der erstern vom Hofe und die Verdrängung des dem Herzog und seiner Gemahlin ergebenen Whig-Ministeriums durch die Tories zur Folge. Diese, den berühm- ten Bolingbroke (St. John) und den Grafen von Oxford an der Spitze, wünschte nunmehr die Beendigung des Kriegs, um dadurch das Haupt der Gegenpartei, Marlborough, dem sie den Oberbefehl über das Heer nicht ganz zu entziehen wagten, entbehrlich zu machen, und leiteten 171°- deßhalb mit Frankreich geheime Unterhandlungen wegen eines Separatfrie- dens ein. — Umsonst wendeten Eugen und die Holländer, die bisher so standhaft die Anträge Frankreichs zurückgewiesen, alle Mittel an, um das englische Ministerium von diesem Schritte abzuhalten; Unterhandlungen begannen unv wurden um so schneller zum Ziele geführt, als im nächsten Jahr der wackere Kaiser Joseph I. ohne männlichen Sprößling starb, mi- und sein Bruder Karl, dem die spanische Monarchie bestimmt war, derf^Z^ Erbe seiner Kronen ward. Nunmehr konnte es nicht im Interesse der frem- den Mächte liegen, den östreichischen Ländermassen auch noch die spanischen beizufügen und dadurch abermals eine habsburgische Uebermacht in Europa zu gründen. Der Abschluß einer Waffenruhe gab Marlborough's Feinden Ge- legenheit zur Rache. Der siegreiche Held verlor alle seine Würden und wurde vor dem Parlament des Unterschleifs angeklagt. Darauf vereinigten sich 1712- England und Frankreich, dessen Uebermuth mit dem Glück wiedergekehrt war, zu dem Utrechter Frieden, welchem bald auch die G en eralstaaten luapril (Holland), Preußen, Savoyen und Portugal beitraten. In Folge dieses Friedens verblieb Spanien und Indien (Amerika) dem bourbonischen König Philipp V., mit der Bedingung, daß die spanische und französische Krone nie vereinigt werden dürften; Holland erhielt außer einigen Handels vortheilen das Besatzungsrecht in mehreren Festungen auf der spanisch-niederländischen Grenze; Preußen das Oberquartier von Geldern, die Souveranetat über Neufchatel und B a l e n g i n und die Bestätigung seiner Königs würde; Savoyen außer einigen mailändischen Landschaften die schöne Insel S i c i l i e n, die es aber sieben Jahre später gegen Sardinien vertauschen mußte. Der Titel eines Königs von Sardinien, den fortan die Herzoge von Piemont und Savoyen führen durften, war dafür ein geringer Er- satz. England erlangte von Frankreich Neuschottland (Akadien), Neu- fundland und die Hudsonsbai, nebst der Anerkennung seiner protestanti- schen (hannöverischen) Thronfolge, von Spanien Gibraltar und Minorca

7. Bd. 2 - S. 237

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 237 wohner und verjagten ihre bisherigen Gebieter. Nach einem langen wechselvollen i73o. Kampfe, wahrend dessen es dem deutschen Abenteurer B a r o n T h e o d o r von 1736. Neu Hof gelang, sich auf einige Zeit zum König von Corsika aufzuschwin- gen, riefen endlich die Genuesin die Franzosen zu Hülse. Aber die Corsikaner vertheidigten sich lange mit großer Tapferkeit, besonders seitdem Paoli an ihrer 1755. Spitze stand, so daß die Franzosen nur mit der größten Mühe und Anstrengung sich der Insel endlich bemächtigten, worauf Genua dieselbe vertragsweise an Frankreich abtrat. Paoli und seine Genossen fanden Schutz in England. Wah- 1768. rend des östreichischen Erbfolgekriegs (§. 660.) wurde Genua von kaiserlichen 1743. Truppen eingenommen und sollte gezwungen werden, die Landschaft Finale an Sardinien abzutreten. Allein die Genuesen erregten einen Aufstand und schlugen die Oestreicher mit großer Tapferkeit zu ihren Mauern hinaus; und alle Anstren- gungen der Feinde, die Stadt wieder zu erobern, waren vergeblich. Im Aache- ner Frieden (§. 661.) erhielt die Republik ihr ganzes früheres Gebiet zurück. — Mailand nebst Mantua blieben seit dem Frieden von Utrecht 1748- (§. 636.) im Besitze Oestreichs. li) Mittel-Italien. Die alte Republik Florenz wurde zuerst in ein Heczogthum (§. 383.) und um 1569 in ein Großherzogthum Toskana verwandelt und noch zwei Jahrhunderte von der M e d i cei sch en Familie nicht ohne Ruhm verwaltet. Cosmo, ein kluger, unternehmender, aber treuloser Fürst, erweiterte das Gebiet durch Erwerbung von Siena und andern Territo- rien, und begründete die Unabhängigkeit des Herzogthums durch die schlaue Ent- fernung der spanischen Besatzungen aus den bedeutendsten Städten seines Landes. Hierauf überwand er die Fl0rentinisch en Emigranten, die, unter der Leitung des entschlossenen St r 0 zzi und unterstützt von dem Papste und meh- iss4. reren italienischen Fürsten, feindliche Angriffe auf Toskana machten, um den Flo- rentinischen Freistaat wieder herzustellen, und richtete dann seine ganze Thatigkeit auf Vernichtung der republikanischen Formen und der ständischen Freiheiten und auf Begründung einer unumschränkten einherrlichen Gewalt. Dies geschah nicht ohne große Strenge, List und Grausamkeit, „denn der Herzog war argwöhnisch und die Florentiner sprachen gern von alten Zeiten. Wider Friedensstörer und Rebellen wurde ein eigenes Jnquisitionsgericht angeordnet, zum Ermorden der Rebellen durch Belohnungen ausgefördert. Bei Consiscation aller Güter und bei Lebensstrafe sollte Niemand ein Gewehr tragen. Kaum verhinderte noch To- re lli, daß nicht, der vermeinten religiösen und politischen Ruhe zu Ehren, aller Buchhandel zu Grunde gerichtet wurde." Von diesem Cosmo sagten die Ausgewan- derten,,, in ihrem schönen Tyrrhenerlande, wo sonst Gerechtigkeit und Ehre so viel gegolten, erscheine jetzt der als der Beste, der sich am meisten mitblut befleckt und die meisten Wittwen und Waisen gemacht habe." Als Cosmo durch solche Mit- tel seine Herrschaft befestigt, war er bemüht, den Wohlstand des Volks durch Beförderung des H andels und der Fabriken zu heben; auch die schönen Künste fanden in ihm einen freigebigen Gönner. Mit Kaiser Augustus, dem man den ersten Großherzog Cosmo mit Recht verglichen, hatte er auch in Familien- unfallen eine traurige Aehnlichkeit; doch haben sich die Verbrechen, wodurch seine Kinder fast sammtlich den Tod gefunden haben sollen, durch neuere Forschung als Erdichtungen herausgestellt. Man erzählte einst: „Ein Herzog v. Ferrara vergif- tete Lucrezia, Tochter des Großherzogs, seine Gemahlin; ein Fürst Orsini fand Gründe, Isabella ihre Schwester zu erwürgen; der Cardinal Johann von Medici ' wurde über einer Iagdstreitigkeit von Garcia, seinem Bruder, ermordert; diesen tödtete Cosimo, ihr beider Vater, eigenhändig;" (beide Brüder wurden das Opfer

8. Bd. 2 - S. 288

1854 - Leipzig : Engelmann
288 Das Revolutions-Zeitalter. 1712-78*zu verbessern und zeitgemäß umzugeftalten, und I. I. Rousseau bekämpfte die bestehenden Zustände durch die reizende Schilderung der Gegensätze, indem er dem herrschenden Kirchenwesen eine Religion des Herzens entgegenstellte, das ab- solute Königthum durch die Lehre vom Vertrage zwischen Volk und Regent er- schütterte, die Rechts- und Vermögensungleichheit der Stände durch die Lehre von der ursprünglichen Gleichheit aller Menschen zu brechen suchte und die Un- natur der Sitten und die verwickelten Zustände der Geselligkeit und Convenienz durch die Darstellung der Reize eines einfachen Naturzustandes untergrub. Die heftigsten Feinde des Bestehenden erhoben sich in dem Holbachischen Club und in den Encyklopä disten, die nur die Wahrnehmungen der fünf Sinne für Wahrheit gelten ließen und die Eigenliebe als höchstes Grundgesetz des Han- delns aufstellten. Voltaire (vergl. §. 328). Unter allen Schriftstellern, die auf ihre Zeit tonangebend gewirkt haben, hat keiner jemals einen größer» Einfluß geübt als Voltaire. Ausgewach- sen in den höher» Kreisen der Gesellschaft, bei denen leichtfertiger und geistreicher Spott zum Modeton gehörte, wählte der begabte Mann gleich bei seinem ersten literarischen Auf- treten diejenige Gattung, die seiner witzigen, spottsüchtigen Natur am meisten zusagte und von der er sich den größten Erfolg versprechen konnte — die satirische Dichtun g, zog sich aber durch den dreisten Spott auf die Regierung Hast und Verfolgung zu, was ihn bewog, sich, nachdem sein literarischer Ruf bereits gegründet war, auf einige Zeit nach England zu begeben. Bei der damals zwischen England und Frankreich obwaltenden Aehn- lichkeit der Bildung und Literatur, der Sitten und Religionsgrundsätze fand der witzige Voltaire eine begeisterte Aufnahme, die er sehr gut bei der neuen Ausgabe seiner Henriade (§. 629.) zu seinem Vvrtheile auszubeuten wußte. Die Erfahrungen, die er hier in den höher» , von französischer Bildung durchdrungenen Kreisen machte und die Bekanntschaft mit den deistischen Schriftstellern bestärkten ihn in seinen Ansichten und lieferten ihm neue Mittel zur Bekämpfung verjährter Einrichtungen und Meinungen. Nach Frankreich zurück- gekehrt machte er seine Landsleute in den englischen Briefen mit den literarischen und religiösen Zuständen und namentlich mit der skeptischen Religionsphilosophie der Engländer auf eine so dreiste, aber dabei so geistreiche und witzige Art bekannt, daß er sich von Seiten der Regierung neue Verfolgungen zuzog, zugleich aber die Bewunderung der höhern Stände, der Fürsten und Hofleute von ganz Europa erwarb. Nun nahm er seinen Aufenthalt auf dem Landgute seiner Freundin, der Marquise von Chatelet in Lothringen, wo er mehrere Jahre mit literarischen Arbeiten und sogar mit mathematischen und physikalischen Wissen- 1759. schgflen beschäftigt zubrachte. Als sein Ruhm den höchsten Gipfel erreicht hatte, folgte er dem Rufe Friedrichs Ii. nach Berlin (§. 654.), entzweite sich aber bald mit demselben und kehrte nach Frankreich zurück. Dann kaufte er sich an der Schweizer Grenze unweit Genf das reizende Gut Fern ey, wo er in beneidenswerther Unabhängigkeit von dem großen Vermögen lebte, das er sich durch seine Schriften erworben. —Voltaire legte seine Ansichten in den verschiedenartigsten Arbeiten nieder; in Gedichten, Satiren und Romanen, in geschichtlichen und philosophischen Arbeiten. Durch seine Briefe stand er mit den gepriesensten Regenten Europa's, mit Staatsmännern, Feldherren und Gelehrten in Verbindung und sein Urtheil galt allenthalben als maßgebend. Seine scharfe Feder richtete sich gegen Alles, was die Welt bisher als heilig verehrt, als herkömmlich geachtet und als gesetzlich befolgt hatte. Religion und Kirche, Priesterthum und Volksglaube erfuhren die heftigsten Angriffe. Von der Henriade, worin ep Toleranz gegen Andersdenkende pries, schritt er allmählich zu der komischen Erzählung der Jungfrau von Orleans fort, worin er alles vereinigte, was der frechste Witz und der boshafteste Muthwille gegen Religion und Sitte, gegen Personen und Sachen, die man sonst nur mit Ehrfurcht betrachtete, Vorbringen kann. Was dem gesunden Menschenverstand nicht sogleich einleuchtct, wurde

9. Bd. 2 - S. 368

1854 - Leipzig : Engelmann
368 Die französische Revolution. Sardi- nien. 1796. 1798. 1802. Lombas dei. Mai 1796. V. Frankreich unter der Direktorial-Regierung (26. Dct. 1793 bis 9. Rov. [18. Sstumaire] 1799). §. 733. Napoleons italienische Feldzüge bis zum Frieden von Campo Formt o. Victor Amadeus Iii., König von Sardinien, hatte ein prunkendes Heerwesen eingerichtet und den zahlreichen Adel seines Lan- des mit Ossizierstellcn versorgt (§. 638 b.); als aber die republikanischen Heere der Franzosen in Sav oy en und N iz z a einrückten, erlagen seine Truppen den Schlägen der begeisterten Schaaren. Der Regierungswechsel in Paris und die Betrügereien der Lieferanten brachten jedoch bald schreckliches Elend über die französische Armee in Italien. Die Soldaten litten an Allem Mangel; sie hungerten und ihre Kleidung war im jämmerlichsten Zustande; seitdem der Schrecken sie nicht mehr vorwärts trieb, schien ihre Kraft gewichen; — da er- schien Napoleon Bonaparte als Obergeneral. Von der Natur mit ausgezeichne- ten militärischen Gaben ausgerüstet, wußte er die muthlosen Truppen, bei denen sich talentvolle Unterfeldherren und Offiziere befanden, bald so zu begeistern und an sich zu fesieln, daß sie unter seiner Leitung jeder Gefahr trotzten und ihm von Sieg zu Sieg folgten. Freilich waren dabei die reichen Schätze Italiens, deren Napoleon nicht schonte, ein Hauptsporn zur Tapferkeit für arme und gierige Soldaten. Am 11. und 12. April schlug Napoleon bei Millesim o und den 13. und 14. bei Montenotte den fast 80jährigen östreichischen Feldherrn Beaulieu, trennte durch diese Siege die Oestreicher von den Sardiniern und setzte den König Victor Amadeus durch einen raschen Zug gegen Turin (nach dem siegreichen Treffen von Mondovi) so in Schrecken, daß dieser in einen schimpflichen und nachtheiligen Frieden willigte, worin er Savoyen und Nizza an die Republik abtrat, dem französischen Heerführer sechs Fe- stungen seines Landes überließ, große Geldsummen bezahlte und die drückende Verpflichtung einging, den französischen Heeren jederzeit den Durchzug durch sein Land und während deffelben die nöthigen Lebensmittel zu gewähren und an keinem Bunde gegen Frankreich Theil zu nehmen. Durch diesen Frieden wurden die Franzosen die eigentlichen Gebieter von Piemont. Fünf Monate nachher starb Victor Amadeus und überließ den Thron seinem frommen aber schwachen Sohne Karl Em a n uel Iv. (1796—1802), einem Schwager des unglück- lichen Ludwigs Xvi. Diesem trotzten die Sieger noch die Citadeue von Turin ab, als Oestrcich und Neapel von Neuem Krieg drohten, und mißhandelten ihn so lange, bis er der Regierung über Piemont entsagte und sich mit seiner Familie nach Sardinien begab. Umsonst protestirte er feierlich gegen den ihm aufgelegten Zwang; die französische Regie- rung nahm Besitz von seinem Lande, das zuletzt von Napoleon mit Frankreich vereinigt und in sechs Departcmente gctheilt ward, als Karl Emanuel seinem Sohne Victor Ema- nuel seine Rechte abgetreten und sich nach Rom begeben hatte. Nach dem Frieden mit Piemont setzte Napoleon rasch seinen Siegeslauf fort. Er erzwang den Uebergang über die Brücke von Lodi, zog mit königlichem Glanz und unter dem Jubel des leichtsinnigen Volkes in das

10. Bd. 2 - S. 371

1854 - Leipzig : Engelmann
Frankreich unter der Direetorial-Regierung. 371 tz. 734. D ie Dire ctoria lregi erung im Jnne rn. Die Mitglieder der beiden durch Doppelwahlen gebildeten gesetzgebenden Versammlungen des Raths der Alten und des Raths der Fünfhund ert waren größtentheils ge- mäßigte Republikaner; die von den Rathen aus ihrer Mitte gewählten fünf Di- rectoren dagegen waren eifrige Republikaner, theils im Sinne der Girondisten, wie La Reveillere-Lepeaux, theils Jakobiner, wie Carnot, Barras, Reub el. La Reveillere - Lepeaux war ein sehr achtungswürdiger Mann, aber ein fanatischer Feind des Kirchenwesens und der Geistlichkeit, weil er eine Naturreligion an die Stelle des Christenthums setzen wollte und zu dem Zwecke die Gesellschaft der Theo-P hilanthro- pen (Gott- und Menschen-Freunde) gründete. Auch die Uebrigen, mit Ausnahme des sittenlosen Schlemmers Barras, waren patriotische Männer, die mit größter Anstrengung und Aufopferung ihr mühsames Amt verwalteten und trotz des Raubsystems, das in allen Ländern von ihnen eingeführt wurde, in dürftigen Verhältnissen lebten; doch waren sie, Carnot ausgenommen, in keiner Hinsicht bedeutend. Durch den Eifer, sich vermittelst eines bunten, aus Scharlach und S ammt bestehenden Amtskleides Ansehn und Würde zu geben, machten sie sich lächerlich. Die Directorialregierung war übrigens sowohl den heftigen Republikanern (Terroristen) als den Royalisten verhaßt und hatte von beiden Angriffe zu erlei- den. Den ersten Versuch eines Umsturzes machten die Republikaner unter der Führung des Gracchus Babeuf, der, ähnlich jenem römischen Volkstribun, dessen Namen er angenommen, Ausgleichung des Eigenthums und eine neue Gütervertheilung begründen wollte. Ihm schlossen sich einige der alten Jakobiner, namentlich Drouet und Rossignol an. Ihr Unternehmen scheiterte an der Wachsamkeit der Regierung; nach einem Aufsehen erregenden Gerichtsverfahren ließ sich Babeuf den Dolch in die Brust stoßen, die Uebrigen wurden theils hingerichtet, theils verbannt. Babeufs Andenken blieb bei seinen Meinungs- genossen in Ehren und seine Grundsätze liegen noch jetzt den Bestrebungen der Communisten und Socialisten zu Grunde. — Größer war die Gefahr, die der ohnmächtigen Directorialregierung chon den Royalisten drohte, welche den Club von Clichy gegründet hattew und unter den gesetzgebenden Räthen und beim Directorium Meinungsgenossen zählten. Als nach Ablauf des ersten Jahres laut der Verfassungsurkunde ein Drittel der Räthe ausschied und durch neue Wahlen ergänzt wurde, gelang es den Royalisten, fast lauter Leute ihrer Farbe in die gesetzgebende Versammlung zu bringen. Unter ihnen befand sich Piche- grü, der schon früher als Oberfeldherr der Rheinarmee mit den Emigranten in Verbindung gestanden und jetzt als Präsident des Raths der Fünf- hundert die Zurückführung des Königthums zu bewirken suchte. Dies machte die Republikaner im Directorium und in den gesetzgebenden Kammern besorgt. Sie suchten zuerst durch den heldenmüthigen H o che die royalistische Bewegung niederzuschlagen; als aber die Hitze des Generals und ihre eigene Unentschlossen- heit den Plan vereitelte, wandten sie sich an Bonaparte. Dieser schickte eine Abtheilung seines Heers unter dem klugen Bernadotte und dem Haudegen Au g ere au nach Paris, angeblich um die eroberten Fahnen zu überbringen, in der That aber, um den Directoren gegen die Royalisten zu dienen. Am ^.Fruc- tidor umstellte Augereau mit seinen Truppen die Tuilerien und bemächtigte sich der royalistischen Deputirten, worauf elf Glieder des Raths der Alten, 42 der Fünfhundert (darunter P i ch e g rü und Willst) und zwei Directoren (B a r - the lemy und der mit seinen schwachen Collegen zerfallene und von der Noth- 24* Mai. 1796. Juli. 1797. i. Sept. 1797.
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